BLC-Sports 01-2001: Das wichtigste zum Volkssport Hornussen

Was ist eigentlich Hornussen

Hornussen ist ein sportliches Spiel, welches seine Wurzeln in einer uralten Tradition hat. Die Vermutungen gehen sogar soweit, dass unser heutiges Hornussen aus einem antiken Kriegsspiel hervorgegangen sein könnte, in dem es darum ging, eine Stellung gegen anfliegende gegnerische Geschosse zu verteidigen.

Das Hornussen wird abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen ausschliesslich in der Schweiz ausgeübt. Jedoch auch in der Schweiz kennt man diese Sportart nicht in allen Landesteilen. Der Sport ist vor allem in den Regionen Bern, Solothurn, Oberaargau und Emmenthal beheimatet.

hornussenIn den letzten Jahren entwickelte sich das traditionsverbundene Spiel unaufhaltsam zum Sport und bewegte sich in der jüngeren Vergangenheit immer mehr in Richtung Spitzensport.

Eine mannschaftliche Leistung verlangt das Abtun. Hingegen beim Schlagen ist jeder Spieler auf sich selbst angewiesen.
Allein auf sich gestellt versucht der Schlagende mit hoher Konzentrat-ion, den Hornuss möglichst weit ins Ries zu schlagen.
Kraft und Beweglichkeit sowie int-ensives Training sind wichtige Faktoren, um grosse Weiten zu erreichen. Die Schlagweite wird
in Punkten ausgedrückt. Ab 100 Metern (= 1 Punkt) wird pro 10 Meter 1 Punkt dazugerechnet (160 Meter = 6 Punkte;
300 Meter = 20 Punkte usw.). Diese Punktzahl gilt sowohl als persönliches Resultat sowie als Teil des Mannschaftsresultates.
Jeder Spieler schlägt pro Spiel 4 Streich. Alle 4 Streiche ergeben ein Total, welches für eine Einzelrangliste zählt.
Alle Einzelresultate zusammen ergeben das Mannschaftsresultat.

Jeder Hornuss muss von der gegnerischen Mannschaft innerhalb des Spielfeldes mittels der Schindel abgetan werden. Fällt ein Hornuss jedoch trotzdem innerhalb des Spielfeldes, wird eine Nummer notiert. Jene Mannschaft, welche nach Ablauf des Spieles weniger Nummern entgegen nehmen musste, hat, trotz allenfalls niedrigerer Punktzahl beim Schlagen, das Spielfeld als Sieger verlassen.

In jedem Wettkampf müssen alle Spieler 4 Streiche schlagen und die Streiche der gegner-ischen Partei abtun. Der Vorgang läuft ab, indem die Heimmannschaft mit 2 Streichen beginnt und danach je 2 Streiche der gegnerischen Mannschaft abfängt. Dieser Wechsel
wird einmal wiederholt.

Der Hornuss
Um den Hornuss, welcher das Flugobjekt der Sportart ist, dreht sich die ganze Hornusser-welt. Er wird aus Kunststoff im Spritzverfahren hergestellt und ist genau 78 Gramm schwer. In der Breite misst er 32 mm und 62 mm im Durchmesser. Seitlich befindet sich eine grössere Rille. Mit einem Stück Lehm wird der Hornuss zuvorderst auf den Lauf des Bock gesetzt. Das Setzen der Hornusse ist eine Wissenschaft für sich. Je nachdem wird, um eine optimale Flugbahn zu erreichen, beim Setzen des Hornuss sogar auf den Durchmesser des Träf und auf die aktuelle Witterung geachtet. Von einem Spitzenhornusser getroffene Hornusse erreichen eine Anfangsgeschwindigkeit von über 300 km/h.

Das Ries
Die Entwicklung des Hornussens erfordert in der heutigen Zeit Spielfeldlängen von 350 und mehr Metern (also mindestens drei Längen eines Fussballfeldes!). Innerhalb des Spielfeldes, welches unter den Hornussern Ries genannt wird, können Schlagweiten und gefallene Hornusse (Nummern) gewertet werden. Ausserhalb des Rieses und in der Verlängerung wird nur die Schlagweite notiert.

Bei Punkt 1 ist das Ries zurzeit 8 Meter breit. Bei Punkt 18, bei welchem der letzte Mann der abtuenden Mannschaft steht, beträgt die Breite 14 Meter. Das ganze Spielfeld ist also trapezförmig.

Die Schindel
Das wichtigste Hilfsmittel für den Abtuer ist die Schindel, welche auch Schaufel genannt wird. Die Schindel ist ein Brett von etwa 60 x 60 cm verleimtem Eschen- oder Ulmenholz, versehen mit einem Deckfournier aus Pappel oder Weide. Als Griff verwendet man einen Stiel. Heranfliegende Hornusse können mit dieser Einrichtung aufgefangen werden. In letzter Zeit kamen auch Schindeln mit einer Auffangfläche aus Kunststoffmaterialien auf den Markt.

Abtun / Abtuer
Das Auffangen des Hornuss mit der Schindel, bevor dieser zu Boden fällt, wird Abtun genannt. Ein Spieler, der im Ries steht, um die Hornusse abzutun, wird auch Abtuer genannt. Ein Spieler ist in jeder Partie beides, Abtuer und Schläger.

Der Hornuss hat eine Endgeschwindigkeit von ca. 180 km/h (ca. 50 m/s) und trifft mit ungefähr 80 kp (dies meint kilopond und ist einfach verdammt viel Aufpralldruck) auf die Schindel.

Der Bock
Der Bock ist eine Abschlagevorrichtung für den Hornuss und dient gleichzeitig als Führungsschiene für das Träf. Dieser Bock besteht aus zwei symmetrischen Teilen, den sogenannten Läufen aus Stahl oder Chromstahl. Der eine Lauf wird von Linkshändern benutzt, der andere von Rechtshändern. (Anmerkung der Redaktion: Rechtshänder, welche die Schlagtechnik nicht begriffenhaben und wie Linkshänder schlagen, verwenden den gleichen Lauf des Bockes wie die Linkshänder, welche richtig schlagen)

Der Streich
Ein Streich nennt man, den Hornuss wegschlagen. Das Gerät, mit welchem der Schlag auszuführen ist, nennt man Stecken. Aus Aluminium, Fiberglas, Kunststoff und in jüngster Zeit sogar aus Carbonfasern werden diese 2 bis 3 Meter langen Stecken hergestellt.

Die Länge, Spannkraft und das Material des Steckens sowie das Gewicht des Träfs werden der Technik entsprechend dem Schläger ausgewählt.

Das Träf
Das Träf ist aus Buchen- oder Ahornholz und wird in der Herstellung mit ca. 200 Tonnen Druck heiss gepresst. Danach wird die endgültige Form auf einer Drehbank gefertigt. Das Träf wird mit einer speziellen Verbindung am Stecken festgemacht und dient dazu, den Hornuss richtig zu treffen. Hohe Beschleunigung sowie rechtwinkliges Auftreffen sind Voraussetzungen für einen optimalen Schlag.

Die Nummer
Fällt ein Hornuss innerhalb des Spielfeldes ohne eine Berührung einer Schindel, spricht man von einer Nummer für die abtuende Mannschaft. Bei einem Wettkampf gewinnt diejenige Mannschaft, welche die wenigsten Nummern entgegennehmen musste. Bei Nummerngleichheit entscheidet das höhere Mannschaftresultat.

Schweizermeisterschaft 2000 / NLA (Nach der 15. und letzten Runde)

Mannschaft Rangpunkte Nummern Schlagpunkte
1. Bern-Beundenfeld 58 0 19255
2. Zuchwil 58 1 19688
3. Wäseli 49 2 19383
4. Oberönz-Niederönz 46 5 18847
5. Thörigen 44 1 17924
6. Recherwil 43 4 17959
7. Heimiswil-Berg 42 2 17736
8. Biglen-Arni 41 5 18357
9. Schoren 39 2 17343
10. Urtenen 38 6 17631
11. Richigen 37 6 17893
12. Wichtrach 32 3 17027
13. Balzenwil 32 3 17007
14. Zäziwil 32 3 16988
15. Gerlafingen 32 13 17708
16. Höchstetten 25 5 17754

Bern-Beundenfeld ist Schweizer Meister!!

Gerlafingen und Höchstetten steigen ab.

Aufsteiger in die NLA sind Lugenbach-Hornbach und Kriegstetten.

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